Die Corona-Situation hat sich endlich ein wenig entspannt – darüber freuen sich wohl alle, besonders auch die Mitarbeiter*innen der Hospizbewegung Varel, die nun endlich wieder einen Kurs für die Ausbildung ehrenamtlicher Hospizbegleiter*innen anbieten können. Hierzu äußerte kürzlich Anke Kück, Geschäftsführerin des Hospizes am Wattenmeer: „Das ist wie ein Neustart, endlich sind wieder Kurse möglich.“ Durch die Corona-Beschränkungen hätten weniger Menschen begleitet werden können, was sie sehr umgetrieben habe, denn schließlich habe es nicht weniger Menschen gegeben, die Hilfe benötigt hätten. Nun sei sie umso glücklicher, wieder dazu motivieren zu können, Menschen, die unter schweren Erkrankungen leiden, in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten.
Mit Karin Bureck und Christiane Feeken waren auch zwei bereits durch einen entsprechenden Kurs ausgebildete Ehrenamtliche vor Ort und berichteten von ihren Erfahrungen. Christiane Feeken erzählte, bei dem etwa 90 Stunden umfassenden Kurs hätten Dozent*innen verschiedener Institutionen die Inhalte vermittelt, die sich später als eine gute Hilfe bei der Begleitung erwiesen. Die zehn Teilnehmerinnen seien durch die gemeinsam verbrachte Zeit und die dabei geführten intensiven Gespräche sehr verbunden worden, sodass die Gruppe auch heute noch miteinander in Kontakt stehe.
Karin Bureck berichtete, bis jetzt habe sie vier Menschen in ihrem Sterbeprozess begleitet. Dabei habe sie sehr lehrreiche Erfahrungen machen können, insbesondere durch den sehr individuellen Umgang der begleiteten Personen und ihrer Angehörigen mit der besonderen Situation. Ein Satz eines an seinem Lebensende stehenden Herrn, der seinen Frieden mit seinem Schicksal gemacht hatte, sei ihr dabei besonders im Gedächtnis geblieben und habe sie sehr bewegt: „Das steht doch alles in dem Buch. Einer ist eher dran, der andere später, aber wenn die Seite umgeblättert wird, ist es so weit.“
Auf die Frage, aus welchem Grund sich Menschen für die ehrenamtliche Begleitung in ihrer letzten Lebensphase entscheiden, erzählte Karin Bureck, dies könne ganz unterschiedlich sein: Wenn jemand beispielsweise keinen Kontakt mehr zu seinen Angehörigen hat, aber auch wenn diese Entlastung suchen, werde diese Art der Betreuung in Anspruch genommen. Christiane Feeken hob hervor, es könne auch der Aspekt wichtig sein, einen neutralen Gesprächspartner außerhalb der eigenen Familie zu haben – mitunter ließen sich hier bestimmte Inhalte leichter ansprechen. Ihre erste Begleitung habe sie bei einer sehr betagten dementen Dame gehabt – hier seien zwar keine Gespräche mehr möglich gewesen seien, sie habe jedoch am Bett sitzen und vorlesen und somit das Gefühl des Alleinseins lindern können.
Die ehrenamtlichen Helfer*innen besuchen im Rahmen der Hospizbewegung Varel die von ihnen zu begleitenden Personen entweder in ihrem häuslichen Umfeld, aber auch im Krankenhaus, in der dortigen Palliativstation oder auch im Pflegeheim. Dabei stehen sie in engem Kontakt mit den Koordinatorinnen der Hospizbewegung, die genau danach schauen, welchen Bedarf es gibt, aber auch, welche Ehrenamtliche zu welchem zu Betreuenden passt.
Auf die Frage, wen die Kursteilnahme ansprechen könnte, antwortete Karin Bureck: „Jemand der auf ehrenamtlichem Wege etwas beitragen, etwas geben möchte.“ Man bekomme auf anderer als der monetären Ebene etwas dafür, in vielen Fällen eine ganz neue und zuvor nie gemachte Erfahrung. Es sei hilfreich, bei den Kursen keine Erwartungen an die oder den zu Begleitenden zu haben: „Sie oder er muss mich nicht mögen oder brauchen – ich gehe dahin, weil ich etwas zu geben habe, aber ich will nichts dafür zurückhaben.“
Christiane Feeken erzählte, sie habe in ihrem Leben gerne immer schon etwas im sozialen Bereich machen wollen – dies sei ihr nun durch die Begleitung möglich. Wichtig für zukünftige Kursbegleiter*innen zu wissen sei zudem, dass man auch nach Abschluss des Kurses nicht zwingend in die Sterbebegleitung gehen müsse – es sei beispielsweise ebenso möglich, auch im Pressebereich der Hospizbewegung zu arbeiten, den Erinnerungsgottesdienst zu unterstützen oder im Trauercafé mitzuhelfen. Anke Kück betonte allerdings noch einmal: „Wir brauchen Menschen, die wieder in die Häuser gehen.“
Auch Bärbel Lücking, eine der hauptamtlichen Koordinatorinnen, hob hervor, dass die Kurse ganz ohne Druck abgehalten werden. Es sei wichtig, den Bereich Sterben wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. In der Corona-Zeit seien viele Menschen alleingelassen worden – dies dürfe nicht wieder passieren: „Kein Mensch sollte von dieser Welt gehen müssen, ohne die Hand gehalten zu bekommen.“
Der Vorbereitungskurs 2023 der Hospizbewegung Varel e. V. findet vom 3. März bis zum 2. Juli statt. In diesem Kurs werden die ehrenamtlichen Helfer*innen auf ihre Tätigkeit der Beratung und Begleitung von sterbenden Menschen und deren Angehörigen vorbereitet. Die Qualifizierungsmaßnahme wird nach erfolgreicher Teilnahme mit einem Zertifikat abgeschlossen. Zum Kursaufbau, zu Kursinhalten und Teilnahmebedingungen gibt es am 7. Februar ab 18 Uhr in den Räumen des Hospizes am Wattenmeer, Karl-Nieraad-Straße 14 in Varel einen Informationsabend. Auskünfte dazu gerne auch unter Tel. 04451/804733.
Ebenso ist jeder, der Hilfe oder Informationen in der herausfordernden Situation am Lebensende benötigt, herzlich eingeladen, sich telefonisch zu melden, so Anke Kück. Dabei sei es ausgesprochen wichtig, sich frühzeitig zu informieren und vorzubereiten, um Ängste so früh wie möglich abbauen zu können: „Hier im Haus gibt es vielfältige kostenlose Hilfen in Notlagen. Man steht so allein mit diesen Problemen da, doch durch die Hilfe fällt die Angst.“